Montag, 7. August 2017

Rettung

Dieses Gefühl hatte ich nur an einem speziellen Ort gehabt und es war alles andere als gut, dass ich es jetzt gerade wieder fühlte. Für diesen Ort hatte ich nie etwas übrig gehabt. Er bedeutete mir, dass ich zurück war.
Zurück, an einem Ort an dem ich nichts war, ein dreckiges und unbedeutendes Nichts, und wieder hier zu sein brachte mich innerlich völlig aus der Fassung. Aber ich hatte hier eine Aufgabe zu erledigen und solange "der Herr" mir nicht über den Weg laufen würde, würde mich niemand aufhalten können.
Leise schlich ich mich durch die dunklen Dienstbotengänge, die mir leider immer noch viel zu vertraut waren, auf der Suche nach meiner Verbündeten. Ich hatte nur diese eine Gelegenheit ihn hier rauszuholen und dafür brauchte ich die Hilfe von Aya, meiner Verbündeten. Es gab auch nur einige wenige Hindernisse, die ich bis jetzt nicht zu überwinden wusste. Da würde ich dann später improvisieren müssen.
Das Wichtigste war es jetzt Aya zu finden, dann würden wir uns in der Kerker schleichen und ihn retten. Ich konnte es eigentlich immer noch nicht fassen, dass ich meinen Retter jetzt retten musste. Er war einer seiner besten Männer gewesen oder besser er ist es noch. Aber "der Herr" akzeptiert keine Verbindungen seiner Männer mit seinem Eigentum. Denn das war ich für ihn gewesen. Und "der Herr" konnte es nicht ertragen, dass er mich nicht haben konnte. Zumindest nicht so, wie er es gewollt hätte und bei meiner Flucht hatte ich dafür gesorgt, dass er nie wieder jemanden haben kann, ganz gleich, wie sehr es wollte!
Endlich kam ich bei dem Treffpunkt an und war unendlich erleichtert als ich Aya dort stehen sah. Gott sei dank!, schickte ich ein stummes Gebet in den Himmel. Wir umarmten uns kurz und als sie unter meiner Berührung zusammenzuckte, wusste ich genau wieso. Sie hatte Prügel einstecken müssen.
"Komm", sagte sie und zog mich sofort mit sich. "Wir haben nicht viel Zeit! Er soll hingerichtet werden, heute Nacht!"
"Was?", fragte ich erschrocken. Ich spürte Tränen in meinen Augen brennen, aber ich unterdrückte sie. Dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Ich musste ihn retten und Aya auch. Denn "der Herr" wird wissen, dass ich ihn befreit habe und das Aya mir geholfen hat. Ich rannte noch schnell. Plötzlich hatte ich das Gefühl keine Zeit mehr zu haben, obwohl wir bis jetzt sehr gut in der Zeit lagen.

Zu meinem Glück zogen sich die Dienstbotengänge durch das gesamte Anwesen, sodass wir sogar unbemerkt in den Kerker kamen ohne diese Gänge verlassen zu müssen, was hieß, dass wir unentdeckt blieben.
"Hast du herausbekommen in welcher Zelle er ist?", fragte ich und wusste nicht ob ich die Antwort wirklich hören wollte. Denn das war eine Hürde, die ich von außen hatte nicht bewältigen können. Ich war von Aussagen abhängig, die eventuell falsch sein könnten, wenn es überhaupt eine Antwort gab.
"Ja, er ist in der Drei. Kezzer musste ein paar Mal zu ihm. Maliah, sie haben ihn gefoltert, und so wie Ketzer es beschrieben hat, ziemlich schlimm." Aya sah mich mitfühlend an.
"Ich hole ihn hier raus, Aya", sagte ich mit fester Stimme. Und wenn ich ihn eigenhändig hier raus tragen müsste, dachte ich.
"Ok, weißt du noch welche Tür es war?", fragte sie und ich wusste, dass sie mich unterstützen würden.
Kurz sah ich mich um und musste mich erinnern, welche dieser versteckten Türen in die Drei führte. Als ich sie gefunden hatte legte ich meine Hand auf den Griff, atmete tief durch und lauschte an der Tür. Ich konnte nichts von der anderen Seite der Tür wahrnehmen. Also atmete ich noch einmal tief durch und öffnete dann die Tür...